Matterhorn 4478 metres 
Das Matterhorn ist wohl der berühmteste Berg der Welt. Der einzigartige Berg befindet sich auf der Grenze zwischen der Schweiz und Italien und wird von den Italienern "Monte Cervino" genannt.
Die Geschichte seiner Erstbesteigung liest sich wie ein Thriller. Im goldenen Zeitalter des Alpinismus um 1860 versuchten immer wieder Bergsteiger den bislang jungfräulich gebliebenen Berg zu bezwingen. Fast alle Gipfel der Alpen waren bereits bestiegen, nicht aber das Matterhorn, welches 1865 noch immer auf seinen ersten Bezwinger wartete. Die meisten Besteigungsversuche wurden von der italienischen Südseite her unternommen. Edward Whimper, ein junger Brite, welcher als Grafiker eines Landkartenherausgebers in die Alpen geschickt wurde und sich dadurch für das Bergsteigen zu interessieren begann, war erpicht darauf, das Mattehorn zu besteigen. Gemeinsam mit einem berühmten Bergsteiger und Bergführer seiner Zeit, Jean-Antoine Carrel, unternahm er die ersten Versuche von der italienischen Seite her. Nach sieben gescheiterten Versuchen fand Whimper zufällig heraus, dass Jean-Antoine Carrel sich in der Zwischenzeit und ohne ihn zu benachrichtigen mit dem italienischen Bergsteiger Felice Jordano erneut auf den Weg zum Gipfel gemacht hatte. Er fühlte sich hintergangen und reiste sogleich nach Zermatt, um einen erneuten Anlauf, diesmal von der Schweizerseite her, zu starten. Obwohl Whymper die Erstbesteigung am 14. Juli 1865 gelang, endete der Triumph in einer Tragödie. Vier von sieben Bergsteigern stürzten beim Abstieg in den Tod.
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Whymper und seine Begleiter brachen am frühen Morgen des 13. Juli 1865 zum Gipfel auf. Sie stiegen bis auf den heute bekannten Hörnligrat und biwakierten in der Nähe der jetzigen Hörnlihütte. Whymper entdeckte dabei, dass der Hörnligrat bedeutend einfacher zu besteigen war, als er dachte und schrieb:
Dort, ein gutes Stück oben am Berg angekommen, fanden wir erstaunlicherweise Abschnitte, welche noch vom Riffel- oder Furgg-Gletscher aus als völlig unpassierbar aussahen, so einfach zu überwinden waren, dass wir sogar darüber rennen hätten können.1
Am nächsten Morgen begannen Sie den Aufstieg. Whymper schrieb:
Jetzt lag der gesamte grosse Aufstieg enthüllt vor uns, 3,000 Fuss aufsteigend wie ein gigantischer natürlicher Treppenaufgang. Manche Abschnitte waren einfacher zu bewältigen als andere, doch wir begegneten nirgends ernst zu nehmenden Hindernissen; wir konnten sie jeweils rechts oder links umgehen. Für den grössten Teil der Route, welche manchmal Hudson und manchmal ich führte, konnten wir unangeseilt gehen. Um 6.20h erreichten wir eine Höhe von 12,800 Fuss und rasteten für eine halbe Stunde. Danach setzten wir unseren Aufstieg ohne Pause bis 9.55h fort und pausierten erneut für fünfzig Minuten auf einer Höhe von 14,000 Fuss.1
In der Nähe des Gipfels stieg die Gruppe in die Nordwand ein. Whymper schrieb:
"Wie erwartet war [der Grat] brüchiger und steiler und somit schwieriger zu bewältigen als die Wand" 1. An dieser Stelle des Aufstiegs schrieb Whymper, dass der weniger geübte Hadow "andauernd Hilfe benötigte". Schliesslich erreichten alle den Gipfel.1
Das Gefälle wurde flacher und Croz und ich preschten in einem unentschiedenen Kopf-an-Kopf-Rennen vorwärts. Um 13:40 Uhr lag die Welt zu unseren Füssen; das Matterhorn war erobert! Hurrah! Nirgends waren Fussabdrücke zu sehen.
Als Carrel und sein Seilpartner realisierten, dass Whymper und seine Begleiter bereits vor ihnen den Gipfel erreicht hatten, kehrten sie enttäuscht um, im Wissen das Rennen verloren zu haben. Nachdem Whymper eine Steinpyramide errichtet hatten, weilten er und seine Kameraden eine Stunde lang auf dem Gipfel. Anschliessend machten sie sich an den Abstieg über den Hörnligrat. Croz stieg zuerst ab, dann Hadow, Hudson und Douglas, Taugwalder Senior und zuletzt Whymper mit Taugwalder Junior. Sie kletterten sehr vorsichtig, einer hinter dem anderen. Whymper schrieb:
Soweit ich weiss war zur Zeit des Unfalls niemand am Klettern. Weder ich noch die Taugwalders können dies jedoch mit Sicherheit beurteilen, da die beiden führenden Männer teilweise durch einen dazwischen liegenden Felsbrocken aus unserem Blickfeld verdeckt waren. Der arme Croz hatte seinen Pickel beiseite gelegt und um Mr. Hadow mehr Sicherheit zu gewährleisten, hielt er Hadows Füsse fest und setzte einen nach dem anderen in die richtige Position. Von den Schulterbewegungen der beiden Männer zu urteilen, bin ich in festem Glauben, dass Croz genau so handelte, wie ich es ihm aufgetragen hatte und als er sich umdrehte um selbst einen Schritt hinab zu steigen, rutschte Mr. Hadow aus, fiel auf Croz und riss ihn mit in den Abgrund. 2
Das Gewicht der beiden fallenden Männer riss Hudson und Douglas von ihrem Stand mit und die vier stürzten die Nordwand hinunter in die Tiefe. Taugwalder – Vater und Sohn – und Whymper überlebten, da das Seil zwischen Douglas und Taugwalder Senior riss. Wegen des Sturzes noch völlig benommen, konnten sie sich zunächst nicht bewegen, bis Taugwalder Junior langsam abkletterte und so den beiden anderen den Abstieg ermöglichte. Als die drei wieder beisammen waren, fragte Whymper nach dem gerissenen Seil und musste feststellen, dass es sich dabei um das älteste und schwächste der mitgebrachten Seile handelte und es aus Versehen für die Expedition eingesetzt worden war. Immer wieder suchten die Männer nach Spuren ihrer verunglückten Kameraden, vergeblich. Sie setzten ihren Abstieg fort, bis sie um 21:30h einen geeigneten Biwakplatz gefunden hatten. Bei Sonnenaufgang setzten sie ihren Abstieg fort und erreichten schliesslich Zermatt, wo die Suche nach den Opfern schnell organisiert war. Die drei Toten – Croz, Hadow und Hudson – barg man einige Tage später auf dem Matterhorngletscher, doch die Leiche von Douglas blieb bis heute verschollen. Vater Taugwalder wurde beschuldigt, das Seil eigenhändig durchtrennt zu haben, um sich und seinen Sohn zu retten. Doch die offiziell gerichtliche Untersuchung fand dafür keinen Beweis.
1.Edward Whymper, Scrambles amongst the Alps, 6th edition, London: John Murray, 1936, pp. 309–13
2.The Times 08-08-1865, p 9
Heute wird das Matterhorn im Sommer (bei guten Verhältnissen und günstiger Wetterlage) täglich von dutzenden Bergsteigern bestiegen. Die Normalroute wird als ziemlich schwierig (AD) eingestuft, doch die vielen Fixseile erleichtern die schwierigsten Passagen knapp über 4000 Meter.